8. Oktober 2022: Max Goldt erhält den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache in Baden-Baden

Am Samstag wurde in Baden-Baden zum 21. Mal der Kulturpreis Deutsche Sprache verliehen. Max Goldt erhielt den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis, der mit 5000 Euro dotierte Initiativpreis wurde dem Projekt „Platt in de Pleeg“ verliehen und der undotierte Institutionenpreis ging an die Zeitschrift Germanoslavica. Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird von der Eberhard-Schöck-Stiftung (Baden-Baden) vergeben.

Mehr als 200 Gäste erlebten am Samstag im Kurhaus in Baden-Baden, wie Max Goldt den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache entgegennahm. Bernd Eilert, Autor aus Frankfurt am Main, ging in seiner Laudatio auf Max Goldt auf die Besonderheiten seines Schaffens und dessen Wirkung auf das Publikum ein: „Wer Goldt liest, muss sich darauf gefasst machen, dass ihn das ungute Gefühl nicht verlässt, selbst jenen besinnungslosen Gemeinsinn von sich gegeben zu haben, den jener geißelt.“ Max Goldt stelle sich außerdem der schwierigen Aufgabe, Ästhetik und Moral auf einen Nenner zu bringen, so Eilert. Max Goldt erzählte von seinen frühen Anfängen Sprache zu erörtern: „Ich muss etwa neun gewesen sein, als mir auffiel, dass das Wort „anhalten“ eine Bedeutung hat, die ihr genaues Gegenteil miteinschließt. Das Auto das anhält, ist ein Auto, das aufhört zu fahren. Ein anhaltender Regen ist hingegen ein Regen, der nicht aufhört, vom Himmel zu fallen. Als Kind fand ich so etwas ganz bezaubernd. Nun bin ich 64 und etwas anspruchsvoller geworden.“

Der mit 5000 Euro dotierte Initiativpreis Deutsche Sprache ging an das Projekt „Platt in de Pleeg“. Hendrik Heinze, Mitglied der Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache bezeichnete dies in seiner Laudatio als eines von außerordentlicher Menschlichkeit, in dem es um viel mehr als Sprachpflege ginge. In ihrer Dankrede ging Christianne Nölting, Geschäftsführerin vom Länderzentrum für Niederdeutsch, Bremen, noch einmal auf die Bedeutung der Muttersprache ein: „Über die Muttersprache werden die Menschen lange erreicht. Sie schenkt Vertrauen, Geborgenheit, man fühlt sich lange verstanden, ist darum oft auch weniger aggressiv.“ Die Wirkung von Muttersprache im hohen Alter und in der Demenz gehöre dringend ausführlich und erforscht. Dazu wolle das Länderzentrum für Niederdeutsch seinen Beitrag leisten.

Den undotierten Institutionenpreis Deutsche Sprache erhielt die Zeitschrift Germanoslavica. Die Laudatio verfasste Prof. Dr. Ingeborg Fiala von der Universität Olmütz. Sie zeichnet die Geschichte der 1931 in Prag gegründeten wissenschaftlichen Zeitschrift nach und betont deren Bedeutung für die Erforschung der tschechisch-deutschen „Beziehungen auf dem Feld der Literaturgeschichte, Literaturtheorie, Linguistik, Geschichte, Kulturgeschichte, Ethnografie (…) – häufig zum Unmut der geschlossenen nationalen Lager, die entweder nur die eigene, reine, unvermischte Kultur wahrnahmen (…) oder sie zumindest für wertvoller und höherstehend als die andere hielt.“ Fiala hob auch anerkennend hervor, dass die Zeitschrift immer noch auf Deutsch erscheint, während scheinbar jegliche Wissenschaft nur noch auf Englisch gepflegt werde. Chefredakteur Dr. Siegfried Ulbrecht stellte in seinen Dankesworten einen Bezug zur aktuellen Diskussion um ein gemeinsames vereintes Europa her. Dabei sollte nicht nur die europäische Sicherheit in Betracht gezogen werden, sondern es sollte auch über europäische Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, aber auch über die Funktion der Literatur in einem von Barbarei bedrohten Europa diskutiert werden.

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