Die deutsche Sprache hat sich über 1200 Jahre hin zu ihrem heutigen Stand entwickelt. Sie hat im Verlauf dieses Zeitraumes Höhen und Tiefen erlebt, sie hat substantielle Anleihen bei anderen Sprachen gemacht und daraus großen Gewinn gezogen. Sie war ihrerseits Vorbild für andere Sprachen, die dem Deutschen in ihrer Entwicklung vieles verdanken. Die deutsche Sprache war und ist der Stoff, aus dem einzigartige poetische Kunstwerke geformt wurden. Sie diente den deutschsprachigen Völkern in allen Abschnitten ihrer Geschichte als differenziertes und flexibles Verständigungsmittel und seit wenigstens 300 Jahren auch als Sprache von Bildung, Wissenschaft und Literatur. Sie wurde geliebt, gepflegt und geachtet, aber auch durch Gleichgültigkeit, Überheblichkeit und Dummheit entwürdigt. Immer wieder wurde deshalb aufgerufen zu ihrem Schutz vor Verwahrlosung und ihrer Verteidigung gegen Geringschätzung:
Martin Luther, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Jacob Grimm, Annette von Droste-Hülshoff, Arthur Schopenhauer, Ricarda Huch und Karl Kraus gehören zu den Vorkämpfern für ein klares und schönes Deutsch.
Der Kulturpreis Deutsche Sprache stellt sich in diese Tradition, namentlich in die Tradition der Aufklärung. Die Sprachkritik der Aufklärung zielte darauf ab, das Deutsche allen Bevölkerungsschichten als Verständigungsmittel verfügbar zu machen und niemanden aufgrund mangelnden sprachlichen Verständnisses von den öffentlichen Angelegenheiten auszuschließen. Sie kämpfte für ein klares, verständliches und prägnantes Deutsch. Dazu gehörte die kritische Auseinandersetzung mit dem Alamode-Deutsch des 18. Jahrhunderts. Ein hoher Anteil an französischen Elementen bewirkte damals für große Bevölkerungsgruppen Verständnisprobleme. In der Gegenwart verursacht ein Übermaß an Anglizismen in vielen Bereichen vergleichbare Probleme. Manche Gruppen der Bevölkerung sind von der Kommunikation in einigen wichtigen Bereichen ausgeschlossen, ganze Handlungszusammenhänge gehen der deutschen Sprache verloren.
Der Kulturpreis Deutsche Sprache dient der Erhaltung und der kreativen Entwicklung der deutschen Sprache. Er möchte kulturelle und sprachliche Selbstachtung und entsprechendes Selbstbewusstsein in einer demokratischen, offenen und europäisch orientierten Gesellschaft fördern. Das ist eine Voraussetzung für einen verantwortlichen und bewussten Umgang mit unserer Sprache: Wer kein positives Verhältnis zu den Ländern des deutschen Sprachraums und ihrer Kultur hat, wird auch kein positives Verhältnis zur deutschen Sprache finden können. Dazu möchte der Kulturpreis Deutsche Sprache beitragen. Er dient aber auch der Völkerverständigung und der europäischen Integration, denn die deutsche Sprache ist ein Band, das uns mit anderen Völkern verbinden kann. Er möchte die deutsche Sprache als würdigen Gegenstand des Fremdsprachenlernens erhalten und er soll deutlich machen, dass das Deutsche immer noch eine der großen europäischen Kultursprachen ist, um die es sich zu bemühen lohnt – ebenso wie es sich in Deutschland lohnt, andere Sprachen zu lernen.
Er möchte anderen Nationen zeigen, dass die deutsche Sprache in Deutschland geschätzt und geliebt wird, dass sie nicht abgeschrieben ist, dass niemand auf dem Weg zum Deutschen den Umweg über das Englische nehmen muss und dass wir uns für die Zukunft unserer Sprache auch in den internationalen Beziehungen einsetzen werden.
Über die Preisträger entscheidet eine unabhängige Jury.