10. Oktober 2015: Sprachpfleger mit ästhetischer Kraft

Der Schriftsteller Prinz Asfa-Wossen Asserate, das Kunstprojekt „Wortart Ensemble“ und das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres sind heute in Kassel mit dem Kulturpreis Deutsche Sprache ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich an Persönlichkeiten, Unternehmen und Organisationen verliehen, die sich um die Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache verdient gemacht haben.

Die Preisverleihung stellte mehrmals Bezüge zur gegenwärtigen Flüchtlingssituation her. Asfa-Wossen Asserate, der den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache erhielt, sagte in seiner Dankesrede: „Die Beherrschung der deutschen Sprache unter allen Zuwanderern zu fördern, sollte eines der ersten Anliegen der Politik sein.“ Asserate lenkte den Blick aber auch auf die Situation der Geisteswissenschaften in Deutschland, die „von unschätzbarer Bedeutung für die Grundlagenforschung und die Vielfalt des Denkens“ seien. Der Bologna-Prozess an den Universitäten benachteilige die kleinen Fächer und gefährde damit die Vermittlung der Grundlagen für ein gegenseitiges kulturelles Verständnis. „Lassen Sie die Orchideenfächer nicht sterben“, appellierte Asserate an die Kulturpolitik.

Die Laudatio auf Asserate hielt Petra Roth, die frühere Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main. Sie bezeichnete den Wahl-Frankfurter Asserate als polyglotten, weltläufigen Mann „aus einem sehr anderen Land“ und bescheinigte ihm eine „leichte, luftige und elegante ‚Schreibe’“ über ausgesprochen anspruchsvolle Themen. „Ein Äthiopier, ein Afrikaner also, der es zu solcher Meisterschaft in der deutschen Sprache gebracht hat, dürfte ein Unikum sein“, sagte Roth. Asserate habe sich mit den Sitten und Gebräuchen, den Verhaltensweisen und Umgangsformen seiner Mitmenschen befasst, immer wieder auch Kulturschocks erlebt und das eine oder andere davon auch kritisch aufs Korn genommen, so Roth.

Den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache nahm Lena Sundermeyer vom „Wortart Ensemble“ entgegen. Jurymitglied Felicitas Schöck bezeichnete die Kunst des „Wortart Ensembles“ als „Vereinigung von Lyrik und Musik auf einem Weg abseits des Massengeschmacks“. In einer Videobotschaft bezeichnete die Dichterin und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer das „Wortart Ensemble“ als Sprachpfleger mit besonderer ästhetischer Kraft.

Den Institutionenpreis Deutsche Sprache erhielt das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres. Der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache e.V., Walter Krämer, bezeichnete die Sprachförderung der österreichischen Streitkräfte in einer Zeit der multinationalen Einsätze als vorbildlich. Den Preis nahm Oberst Josef Ernst, der Leiter des Sprachinstituts des österreichischen Bundesheeres entgegen. „Sprachenlernen gehört beim österreichischen Bundesheer zur Grundausbildung“, sagte Ernst.

Der Kulturpreis Deutsche Sprache stellt die Bedeutung der Sprache in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft heraus. Mit einem Preisgeld von insgesamt 35.000 Euro gehört der Preis zu den höchstdotierten Auszeichnungen für sprachliche Leistungen in Deutschland. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u. a. Udo Lindenberg, Cornelia Funke, Nora Gomringer, Loriot, Ulrich Tukur, die Deutsche Bibliothek Helsinki, die Schriftstellerin Marica Bodrožić, der Bundesverband „Mentor – Die Leselernhelfer e.V.“, der SWR-Sender „DasDing“, die „Sendung mit der Maus“, das Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung und viele andere Persönlichkeiten, Unternehmen und Organisationen, die sich um die Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache verdient gemacht haben.

Die Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache: Prof. Dr. Helmut Glück (Sprecher, Bamberg), Dr. Holger Klatte (Geschäftsführung, Dortmund), Prof. Dr. Wolf Peter Klein (Würzburg), Prof. Dr. Walter Krämer (Dortmund), Dipl.-Ing. Eberhard Schöck (Baden-Baden), Prof. Dr. Waltraud Wende (Kiel).

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