15. Oktober 2011: Lyrikerin geehrt

Zum elften Mal wurde am Samstag in Kassel der Kulturpreis Deutsche Sprache verliehen. Er besteht aus drei Teilen. Nora-Eugenie Gomringer erhielt den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis, Prof. Dr. Dieter Schönecker den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis, und der undotierte Institutionenpreis ging an die Deutschlandstiftung Integration. Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird jährlich von der Eberhard-Schöck-Stiftung (Baden-Baden) und vom Verein Deutsche Sprache e.V. (Dortmund) vergeben.

Mehrere hundert Gäste ließen sich von der lebhaften Vortragskunst Nora Gomringers mitreißen. Als Kostprobe trug sie ihr Gedicht „Seid ihr alle da“ vor. Die junge Lyrikerin spielt mit der Sprache. In ihren Texten und deren Darstellung geht sie an die Grenzen dessen, was mit Sprache möglich ist. Jörg Thadeusz, Journalist, Moderator und Schriftsteller, würdigte die Leistungen der 31-Jährigen in seiner Laudatio: „Sie ist die Königin des Poetry Slam.”

Frühere Preisträger sind unter anderem Loriot, Cornelia Funke und Udo Lindenberg.

Im Frühjahr hatte die Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache dazu aufgerufen, ihr Vorschläge für eine Entsprechung für „Poetry Slam“ zuzusenden. Mehr als 400 Vorschläge bewiesen Einfallsreichtum und Sprachbewusstsein wie Wortbewerb,Dichtfest oder Lyrikgipfel. Überzeugt hat am Ende das Wort Lyrelei. Den Juroren ging es um eine originelle und treffende Entsprechung, nicht um einen durchsetzungsfähigen Ersatz. Diesen könne es gar nicht geben, denn die internationale Gemeinschaft identifiziert sich mit dem Begriff „Poetry Slam“ und würde keinen Ersatz zulassen. Die Kreativität im Umgang mit Sprache habe im Mittelpunkt der Suche gestanden, wie es ja auch beim „Poetry Slam“ der Fall sei, erklärte die Jury. Das Preisgeld von € 500,- geht an Miriam Lehmann aus Leipzig fürLyrelei.

Der Initiativpreis Deutsche Sprache ging an den Siegener Philosophen Prof. Dr. Dieter Schönecker. Der Kant-Spezialist setzt sich für den Erhalt und die Förderung der Wissenschaftssprache Deutsche in seinem Fach ein. Für ihn sei eine Selbstverständlichkeit Kants Texte im Original zu lesen und zu ergründen.

Prof. Dr. Wolf Peter Klein hob in seiner Laudatio hervor, dass das Deutsche innerhalb der Philosophie unverzichtbar sei: „Dieter Schönecker ist dafür eingetreten, dass die deutsche Sprache beim Studium der Philosophie nicht zu einer Marginalie wird.“ Die seit dem 18. Jahrhundert maßgeblich von deutschsprachigen Persönlichkeiten wie Kant, Nietzsche oder Heidegger geprägte Philosophie sei auch international nur anhand von Originaltexten zu erforschen.

Der Institutionenpreis Deutsche Sprache wurde der Deutschlandstiftung Integration verliehen. Wolfgang Fürstner, ihr Vorstandsvorsitzender, nahm den Preis entgegen. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Migrationshintergrund zu bestärken, die deutsche Sprache zu lernen. Das Beherrschen der deutschen Sprache sei die Grundlage für gelingende Integration in unserem Land. Felicitas Schöck von der Eberhard-Schöck-Stiftung lobte das Bemühen: „Sprache ist der Schlüssel, der den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen ermöglicht, der Toleranz und friedliches Zusammenleben möglich macht.“

 

Die Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache:

Prof. Dr. Helmut Glück (Sprecher, Bamberg), Prof. Dr. Wolf Peter Klein (Würzburg), Prof. Dr. Walter Krämer (Dortmund), Dipl.-Ing. Eberhard Schöck (Baden-Baden).